“früher hast du doch auch immer fleisch gegessen?”, “aber dir schmeckt das bestimmt immer noch.”, “weißt du noch, schnitzel mit pommes war dein lieblingsessen.”, “komm schon, einmal fleisch essen tut doch nicht weh.”

das sind aussagen, die ich quasi ständig bekommen, sobald menschen erfahren, dass ich vegetarierin bin. direkt gefolgt von den fragen wie: “warum bist du eigentlich vegetarierin? hat, das ethische gründe? oder etwa weil es gerade hip und cool ist?” ich könnte kotzen! warum muss ich mich die ganze zeit dafür rechtfertigen vegetarisch zu essen und unbewusst schlecht fühlen? kann man nicht einfach akzeptieren, dass ich das rinderfilet nicht mehr essen möchte! ist es so schwierig für die menschen, das zu verstehen?

demnach ist dieser beitrag allen ignoranten fleischessern gewidmet, welche meine entscheidung einfach nicht nachvollziehen können.

schön aufpassen jetzt und gut mitlesen!


TIERWÜRDE

nur weil es ein bio-huhn vom bauer nebenan ist, welcher den hühnern abends gute-nacht-geschichten vorliest, macht das einen nicht zu einem besseren fleischesser. das tiere musste für das verlangen nach fleisch von einem menschen sterben. für nicht einmal fünf minuten genuss musste dieses tier sein leben lassen. vollkommen relativ, dass es davor wenigstens ein “gutes leben” hatte. der mensch ist egoistisch genug, um seine lust nach fleisch über das leben des tieres zu stellen. wo ist hier die würde des lebens? welche so unantastbar ist? gilt das etwa nur für menschen? und dann auch bitte nur für weiße männer.

zudem, rechtfertigt es seinen fleischkonsum, weil man es schon immer gegessen hat? und weil unsere vorfahren es ebenso gemacht haben? nein, das rechtfertigt den fleischkonsum keineswegs. unsere vorfahren hatten sich schließlich auch zum fressen gerne und deswegen werden wir trotzdem nicht zu kannibalen. wir finden die vorstellung unsere artgenossen zu essen nämlich abstoßend. verständlich. tiere wiederum zu essen ist normal. schließlich sind sie ja nicht unsere artgenossen. den süßen hund lassen wir mit uns leben, aber das knuffige und wahrscheinlich intelligentere schwein landet bei uns auf den tellern. kann mir das bitte jemand erklären? hat der hund es mehr verdient zu leben, als jedes schwein oder rind? und überhaupt, warum entscheiden wir menschen eigentlich welches tier welchen wert hat? wahrscheinlich auch angeboren. wir diskriminieren nicht nur uns selbst, sondern auch noch tiere. starke leistung. vielleicht sollten wir den tieren das konzept von rassismus und sexismus auch noch näherbringen.


KLIMA

kühe rülpsen und furzen, was an sich ja nicht weiter schlimm ist. dummerweise stoßen sie dabei jede menge methan aus. blöd. ziemlich blöd würde ich mal behaupten. methan ist neben kohlendioxid, das schädlichste gas für unsere atmosphäre und belastet diese gewaltig. so sind 14,5 % der weltweiten treibhausgase der tierwirtschaft zuzuschreiben. was definitiv zu viel ist für den aufwand, den die industrielle massentierhaltung betreibt, um uns mit billig fleisch zu überhäufen. das grundproblem bei der fleischproduktion liegt in dem ungünstigen verhältnis von aufwand und nutzen: um ein kilogramm schweinefleisch zu “produzieren”, müssen fünf kilogramm viehfutter produziert werden. da fängt die skurrilität an, aber das ist es ja noch nicht. das beste kommt jetzt erst.

da der fleischkonsum weltweit die ganze zeit steigt, werden jährlich riesige flächen wald gerodet, um tierfutter anzubauen, wie beispielsweise sojabohnen. es werden unglaubliche 80 % der landwirstschaftlichen flächen für die viehproduktion und den futtermittelanbau verwendet – krass oder? vor allem, wenn man bedenkt das tierische lebensmittel nicht einmal 20 % der weltweiten nahrungsenergieversorgung ausmachen. sprich, wir verschwenden fast unsere ganzen landwirtschaftlichen flächen für den anbau von tierfutter und kriegen dafür gerade einmal 20% “nahrung” zurück? klingt für mich nach einem schlechten deal. viel effizienter wäre es doch auf diesen ackerflächen nahrungsmittel anzubauen, welche uns ernähern und nicht erst den “mittelmann” tier.

ganz pikantes beispiel hier für ist braslien und sein regenwald. der amazonas-regenwald, welcher auch als “lunge der erde” gilt, produziert ein fünftel des weltweit verfügbaren sauerstoffs. aber hey, wer braucht schon sauerstoff? das zumindest muss sich der brasilianische präsident bolsonaro gedacht haben, als er die massive abholzung startete. und wofür? stimmt, für die agrarindustrie. es gehen 71 % der co2-emission brasiliens auf ihren agrarsektor zurück. die gerodeten flächen werden zunächst als weideland genutzt, um anschließend auf ihnen soja anzubauen. nicht umsonst gilt brasilien als der größte exporteur von soja und rindfleisch weltweit. alles auf kosten unserer umwelt. aber laut bolsonara gibt es den klimawandel eh nicht, demnach who cares?


TIERHALTUNG

mein lieblingsthema: die tierhaltung. ich frage mich jedes mal, wie man eigentlich noch ohne schlechtes gewissen sein wurstbrot essen kann, wenn sich mal eine dokumentation über die katastrophale tierhaltung angesehen hat. dabei trifft es katastrophal nicht einmal, um die tierhaltung zu beschreiben. apropos dokumentation: ich würde jedem empfehlen diese hier anzuschauen. absolut augen öffenend, da unsere gesellschaft nur zu gerne wegschaut.

“artgerechte tierhaltung” – klingt doch nicht mal so schlecht. der tierschutz ist in unserem grundgesetz verankert und dennoch ist die deutsche tierhaltung viel aber nicht “artgerecht”.

lasst es mich an dem bespiel der schweinezucht zeigen: laut BMEL muss einem schwein zwischen 50 und 110 kilogramm mindestens 0,75 quadratmeter fläche zur verfügung stehen. in der ökologischen landwirtschaft liegt das minimum bei 1,3 quadratmeter und einem quadratmeter auslauf. klingt zuallererst ok. aber, säue werden mindestens zweimal im jahr künstlich befruchtet und kurz vor dem geburtstermin in die „abferkelbucht“ gebracht. diese enthält ferkelschutzkörbe, die die ferkel davor schützen sollen, versehentlich von der mutter erdrückt zu werden. dass ferkelschutzkörbe überhaupt notwendig sind, zeigt wieder, dass hier keine “artgerechte tierhaltung”gegeben ist.

erkennt ihr mein problem? das ist aber nur eines von den vielen problemen, welche die “artgerechte tierhaltung” mit sich bringt. hier ein paar beispiele, welche mich tierisch aufregen. wortwörtlich.

  • stress und frust: tiere in der massentierhaltung können ihre natürlichen bedürfnisse nicht oder kaum ausleben – ihnen fehlen dazu nicht nur ausreichend bewegung oder ruhemöglichkeiten, sondern auch die natürliche futtersuche. ihre haltung auf engstem raum beeinflusst das sozialverhalten der tiere erheblich und es kommt zu stress und frustrationen.
  • körperliche eingriffe: damit die tiere sich nicht auf ihrem so großzügigem lebensraum gegenseitig angreifen wegen ihren doch nicht vorhanden physischen problemen, kommt es zu körperlichen eingriffen. man kupiert bei ferkeln die ringelschwänze und kürzt ihnen die zähne, schneidet legehennen und puten die schnabelspitzen ab oder entfernt rindern die hörner. alles um ihnen stress zu verhindern, wie nett.
  • gesundheit der tiere: die massenhaltung hat schwerwiegende auswirkungen auf die gesundheit der tiere. aspirin etwa gegen die schmerzen, wenn hühnern unter ihrem mastgewicht die beine brechen, oder cortison gegen stresszustände bei schweinen. klingt “artgerecht” für mich. das schlimmste ist hier aber das antibiotikum: der massenhafte einsatz von antibiotika fördert die entstehung von antibiotikaresistenten keimen, die auch für uns gefährlich sein können.

SCHLUSSWORT

so, das sind meine hauptgründe. mein darum. ich bin mir sicher, dass viele meine darstellung als zu radikal empfinden werden. aber wenn ihr mal ehrlich seid, dann haben die oben aufgeführten punkte definitiv ihre daseinsberechtigung. ich weiß auch, dass es einfacher ist das ganze zu ignorieren. wir menschen mögen es bequem und veränderung tut nun mal weh. man muss aus seiner komfortzone heraus und sich mit den unschönen fakten auseinandersetzen, denen man zuvor immer konsequent aus dem weg gegangen ist. traut euch und probiert es zumindest einmal aus. sei es nur für eine woche. die tiere und umwelt werden es euch danken.

ps: die dokumentation “cowspiaracy: the sustainability secret” auf netflix ist auch noch sehr zu empfehlen, um das ganze in ihrem ausmaß zu sehen. lohnt sich defintiv anzugucken.


quellen

Treibhausgase aus der Landwirtschaft – Klimakiller Tierhaltung – PETA Deutschland e.V.

~3444633 (greenpeace.de)

Brasilien: Abholzung des Amazonas-Regenwalds stark ausgeweitet | ZEIT ONLINE

Tierhaltung in Deutschland: Wunsch und Wirklichkeit | Heinrich-Böll-Stiftung (boell.de)

Antibiotika in der Massentierhaltung führen zu Resistenzen – BUND e.V.

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